KANZEL
Autoren unbekannt – Holz – Ende des 17. Jahrhunderts und 40er Jahre des 18. Jahrhunderts
Die barocke Kanzel besteht aus zwei stilistisch uneinheitlichen Teilen. Der untere Teil, der sog. Kanzel-Korpus mit Brüstung, stammt wahrscheinlich noch aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert, während der Schalldeckel mit abgeschrägten Ecken und sanft gewölbtem Gesims auf den Einfluss des Hochbarocks hinweist und man ihn in die Mitte des 18. Jahrhunderts datieren kann, konkret in das Jahr 1748, wie die Stadtchronik anführt.

Die Brüstung wird von salominischen Säulen gegliedert, die das gewölbte Gesims des Kanzel-Korpus stützen. Zwischen den Säulen befinden sich die Statuen von vier westlichen Kirchenvätern, deren Werk die Basis der katholischen Glaubenslehre bildet. Es handelt sich um die Heiligen Hieronymus (links), Ambrosius, Gregor den Großen und Augustinus (an der Stirnseite).
Blick zur St.-Anna-Kapelle, historische Fotografie, 1930er Jahre des 20. Jahrhunderts.
Die Heilige Vierheit

Hl. Hieronymus
Autor der lateinischen Bibelübersetzung von der Wende des 4. zum 5. Jahrhundert, der sog. Vulgata. Aus diesem Grunde hält er als Attribut ein Buch in der Hand. Hieronymus ist wie ein Kardinal gekleidet, obwohl er diese Funktion nie innehatte. An seinen Füßen ruht ein Löwe. Dies ist ein Hinweis auf die Legende, nach der er einem Löwen einen Dorn aus der Pranke zog und dieser dann sein treu ergebener Gefährte wurde, als der Heilige in Zurückgezogenheit als Eremit lebte.

Hl. Ambrosius
Bischof von Mailand, eine der größten Autoritäten des westlichen Christentums des 4. Jahrhunderts. Er stand für die Unabhängigkeit der Kirche ein, lehnte kirchliche Häresien ab und führte den Gesang von Hymnen in die Liturgie ein. Der bekannteste Hymnus ist das Te Deum. Er wird hier ohne jegliches charakteristisches Attribut (üblicherweise ein Bienenstock) dargestellt, nur in der Chorkleidung des Bischofs samt Mitra und Bischofsstab.

Hl. Gregor der Große
Papst an der Schwelle vom 6. zum 7. Jahrhundert, Diplomat, der die Streitigkeiten ausschließlich friedlich löste. Er reformierte die Liturgie und es wird ihm die Entstehung des liturgischen Gesangs, des sog. Gregorianischen Chorals, zugeschrieben. Er wird hier mit den Zeichen der päpstlichen Macht, dem Kreuz und der Tiara, dargestellt. Er segnet mit der Rechten.

Hl. Augustinus von Hippo
der bedeutendste christliche Philosoph des Altertums. Er konvertierte erst als Erwachsener zum Christentum, nach der Begegnung mit Ambrosius, dem Bischof von Mailand, Ende des 4. Jahrhunderts. Er selbst wurde kurz danach Bischof in Hippo Regius in Nordafrika. Seine theologischen Schriften bilden die Grundpfeiler der christlichen Philosophie. Obwohl der hl. Augustinus sonst mit einer Reihe von Attributen (flammendes Herz, Buch, Kind usw.) dargestellt wird, wird er hier nur als Bischof gezeigt und kann so mit dem hl. Ambrosius verwechselt werden.
Der Schalldeckel
Der Schalldeckel ist mit einem Vorhang, einem Engelspaar und einer am Gesims hängenden Schabrake geschmückt. Auf der Spitze der Kanzel befinden sich von Wolken umgebene Gebotstafeln, auf denen die Dreieinigkeit thront, also Gott der Vater mit Apfel und Zepter, Christus, der auferstandene Sohn Gottes, mit sichtbaren Wunden und Kreuz, und zuletzt, oberhalb der zwei göttlichen Personen, der Heilige Geist als Taube mit Heiligenschein. In den Wolken befinden sich noch Figuren von Engeln und Cherubinen.
Die reiche Polychromie der Kanzel immitiert Marmor, Details sind vergoldet. Seit der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils wird die Kanzel nicht mehr für Predigten verwendet.