Chor

Der älteste Teil der Kirche ist der gotische Chor mit hohen Fenstern. Er wird in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert, seine heutige Form ist jedoch das Ergebnis der Regotisierung. Die Pläne von Josef Seyfried (1865–1923) aus dem Jahre 1901, die auch den radikalen Austausch des ursprünglichen Chorgewölbes durch ein neues, neugotisches Gewölbe vorsahen, wurden ein Jahr später realisiert. Der Architekt versah das Gewölbe mit Stuckrippen, an der Wand wurden zylindrische Dienste mit Pflanzenkapitellen und Blendarkaden mit Spitzbogen angebracht. Die Bearbeitungen des Chors wurden von Hans Martin (1853–1919) aus München mit historisierenden ornamentalen Malereien aus dem Jahre 1903 vollendet (1954 übermalt, 1976 völlig überstrichen).

Chor

Hauptaltar des hl. Johannes des Täufer (1)

Salomon Steinhoffer (Werkstatt) – Holz – 60er Jahre des 17. Jahrhunderts

Die künstlerisch wertvollste Sehenswürdigkeit im Innenraum ist der frühbarocke Hauptaltar. Er wurde von den Grafen von Gaschin, Eigentümer des Hultschiner Gutsbesitzes zwischen den Jahren 1629 und 1727, angeschafft. Sie gehörten zum traditionellen katholischen Adel und waren treue Anhänger der Habsburger. Johann Georg von Gaschin († 1657) vermählte sich im Jahre 1640 in zweiter Ehe mit Anna Maria Gräfin von Oppersdorff (1623–1663). Von der Gräfin führt eine direkte Verbindung zum Autor des Altars, dem schlesischen Bildhauer Salomon Steinhoffer (?–1665), der lange Zeit im Dienste der Familie Oppersdorff arbeitete.

Es handelt sich um ein musterhaftes Beispiel eines katholischen Altars dieser Zeit. Das massive Retabel ist pyramidenförmig komponiert, durch Säulen in mehreren Etagen gegliedert sowie mit Nischen für Statuen und einem zentralen Bild versehen. Charakteristisch ist das sog. Knorpelwerk, das die Ränder und Oberteile des Altars schmückt. Die Bezeichnung des Ornaments deutet auf die Ähnlichkeit mit Formen der menschlichen Knorpel und Ohrmuschel hin.

Das Altarbild zeigt die Taufe Christi und verweist auf den Kirchenpatron Johannes den Täufer. Die ursprüngliche Leinwand wurde um das Jahr 1880 durch ein neues Gemälde von Johannes Bochenek (1831–1909) ersetzt. Die Architektur des Altarretabels wird mit vielen Heiligenfiguren geschmückt. Links vom Altarbild befindet sich die Statue des Landespatrons, des hl. Wenzel, und rechts die Staue des hl. Laurentius von Rom, der damals für den Schutzpatron der von zahlreichen Bränden geplagten Stadt gehalten wurde. Weiter oben steht im Zentrum die Statue des hl. Georg mit dem getöteten Drachen (zusammen mit Johannes dem Täufer war er der Schutzpatron von Johann Georg von Gaschin). An seinen Seiten befinden sich der hl. Josef mit dem Jesuskind sowie die hl. Anna mit der Jungfrau Maria als junges Mädchen (Schutzpatronin von Anna Maria von Oppersdorff). Auf dem Altaraufsatz befindet sich ein weiterer Hinweis auf die Weihung der Kirche: der abgeschlagene Kopf von Johannes dem Täufer mit Heiligenschein in einer Schüssel. An den Seiten stehen die Statuen von heiligen Jungfrauen, der hl. Barbara mit dem Turm und der hl. Margaretha mit dem Schwert. Ganz oben dominiert auf dem gesprengten Dreiecksgiebel eine Madonna mit Jesuskind gekleidet im blauen Mantel mit goldenen Sternen. Sie steht auf der Mondsichel, dem Symbol der Reinheit, und ist mit den Herrscherattributen Krone und Zepter versehen. Das Jesuskind hält den Apfel und segnet mit der Rechten.

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Der Altar hat eine neugotische, im Jahre 1905 erworbene Marmormensa, ein Werk des Troppauer Steinmetzes Wilhelm Drechsler (1865–1919), der auch das neugotische Tabernakel geschaffen hat. Dieses passte jedoch stilistisch nicht zum Altar und wurde deswegen der Kirche in Ostrava-Přívoz geschenkt. Seine Stelle nahm das ursprüngliche barocke Tabernakel mit Figuren adorierender Engel aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert (angeblich 1790) ein.

Zu ergänzen ist, dass Familie Gaschin in weiterer Folge häufig mit der Steinhoffer Werkstatt zusammenarbeitete. In diesen Engagements schuf der Bildhauer seine wichtigsten Werke: den Hauptaltar und die Chorbänke für die Marienkirche in Ratibor (1653–1660) sowie einen weiteren Altar und ein Kruzifix für die Dominikanerkirche St. Jakob, in der Familie Gaschin ihre eigene Kapelle hatte. In der dortigen Familiengruft wurden auch Johann Georg und Anna Maria beerdigt.

7369 1Blick in den Chor, historische Fotografie, 1930er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Bleiglasfenster (2)

Emmanuel Lazar – bemaltes Glas – 1902–1904 

Mit der Renovierung des Chors wurden auch neue Bleiglasfenster angeschafft, und zwar aus der Werkstatt von Emmanuel Lazar aus Ratibor. Der Hultschiner Apotheker Cesar Heisler stiftete das linke Bleiglasfenster mit dem Motiv der Heiligen Familie. Das gegenüberliegende Fenster zeigt die Jungfrau Maria und ihre Eltern, den hl. Joachim und die hl. Anna. An den Fenstern mit sog. Teppichmuster beteiligten sich finanziell Pfarrangehörige aus den zur Pfarrei gehörenden Dörfern (Bobrovníky, Rovniny, Vřesina, Darkovičky). 

Chor

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