Hultschin

Wenn wir Hultschin in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts besucht hätten, würde der Besuch kaum einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen haben. Die Stadt war seit mehreren Jahrzehnten seit dem Abschluss des Breslauer Friedens im Jahre 1742 Teil des Königreichs Preußen und gewöhnte sich nur langsam an die Tatsache, dass über sie längst keine Handelsroute von Troppau über Mährisch-Ostrau nach Teschen führte. In etwa 165 Häusern lebten knapp tausend Einwohner, fast ausschließlich Katholiken.

Aus der Ferne betrachtet würde sich vor uns die Silhouette der Stadt zeigen, umgeben von einer Mauer, die in den Jahren 1525–1535 erbaut wurde, mit je zwei Toren auf der Ost- und Westseite. Die Bebauung außerhalb dieser mittelalterlichen Stadtstruktur war nicht sehr umfangreich. Im Vorort Troppau stand neben dem Komplex der Herrschaftshöfe auch die steinerne Kirche der Hl. Maria Magdalena, und die Straße Na Valech war locker von einigen bescheidenen Häusern gesäumt. Im Osten grenzte unmittelbar an die Stadt das Dorf Dlouhá Ves mit einem städtischen Friedhof und einer kleinen hölzernen Kirche der Hl. Margarethe an. Die Silhouette der Stadt wurde von der gotischen Stiftskirche St. Johannes des Täufers mit einem hohen Satteldach und einem kleinen Türmchen des Sanctusglöckchens auf dem Dachfirst dominiert. Im Gegensatz zur heutigen Ansicht fehlte der quadratische Fronttürchen, da der ursprüngliche Turm 1597 einstürzte und bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nicht wiederaufgebaut werden konnte. Abgesehen von den Türmen der Stadttore und den niedrigen Türmchen der beiden Vorstadtkirchen war der einzige vertikale Akzent in der Stadtsilhouette der Uhrturm des Renaissance- und barockumgestalteten Schlosses neben dem Stiftsdom. Die Bebauung des Marktplatzes wirkte wenig repräsentativ, nicht zuletzt, weil die meisten eingeschossigen Häuser mit Laubengängen noch teils holzgebaut waren. Das Stadtbild wurde auch durch einen verheerenden Brand im März 1761 stark beeinträchtigt, bei dem neben mehreren Häuserreihen an Ost- und Westfront auch das Rathaus, die Kapelle des Hl. Johannes Nepomuk, die städtische Brauerei mit Sudhaus nahe dem Schloss sowie einige Gebäude des Wirtschaftshofs im Vorort Troppau verbrannten. 1776 wurde im Vorort die dem Verfall nahe Kirche der Hl. Maria Magdalena aus dem 16. Jahrhundert abgerissen.

Im Zusammenhang mit Modernisierungsprozessen begann sich im 19. Jahrhundert das Gesicht Hultschins zu verändern. Die ursprüngliche Bebauung wurde nach und nach durch moderne Häuser ersetzt, die Stadtmauer wurde abgetragen und nach der Gründung des dortigen Kreises entstanden auch Gebäude der entsprechenden Infrastruktur.

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